Moritz Schönfeld
Name:
Moritz Schönfeld
Alternative Namen:
-
Geburtsdatum / -ort:
12.07.1873
in Obernkirchen
Wohnort:
Obernkirchen
Beruf
Pferdehändler
Verwandschaftsverhältnisse:
Ehemann der Recha Schönfeld. Vater von Irmgard, Erna und Alfred Schönfeld
Emigration am / nach:
01.04.1940
Buenos Aires, Argentinien / Los Angeles USA
Deportation am / nach:
22.05.1933, Schutzhaft
10.11.1938, Buchenwald /
-
Anderes Schicksal:
-
Todesdatum: / Todesort:
00.00.1964, Los Angeles USA
Anmerkung:
Am 16.6.1933 in Obernkirchen gemeldet.
Quellennachweis:
StABü H 44 Nr. 89 u. 121; Dep. 29 Nr. 862; Dep. 29 Nr. 995
Moritz und Recha Schönfeld wohnten seit 1907 mit ihren Töchtern Irmgard und Erna sowie ihrem Sohn Alfred in einer Villa an der Rintelner Straße, heute Nr. 14. Die Tochter Lieselotte starb Anfang 1922 im Alter von 5 Monaten.
Moritz Schönfeld - geb. 1873 in Obernkirchen - engagierte sich u. a. als stellv. Vorsitzender der jüdischen Gemeinde. Er floh am 1. 4. 1940 mit seiner Frau vor dem Naziterror nach Argentinien (Buenos Aires) und später in die USA. Er starb 1964 in den USA (Los Angeles).
Recha Schönfeld, geb. Hahn, Jg. 1882, wurde in Godesberg/Nordhessen geboren. Sie engagierte sich ebenfalls in der jüdischen Gemeinde, u. a. als Vorsitzende der Frauen-Chewra, einer Wohlfahrtsorganisation. Sie starb am 3. 6. 1947 in den USA (New York).
Moritz Schönfeld war erfolgreicher Pferdehändler sowie offenbar auch eine selbstbewusste und kritische Persönlichkeit. Er scheute sich trotz Lebensgefahr nicht, Hitler und die NS-Politik zu kritisieren: So wurde Moritz aufgrund einer Anzeige durch NS-Ortsgruppenleiter Erich Buchholz als erster Jude im Ort wegen seiner Äußerungen zur Politik Hitlers am 22. 5. 1933 in „Schutzhaft“ genommen. In der Schaumburger Zeitung war dazu zu lesen: Für diese "Flegelei wäre eine gehörige Tracht Prügel die vielleicht beste Strafe gewesen“. Aus Anlass seiner erneuten Verhaftung in dieser Sache am 1. 6.1933 wurde Moritz Schönfeld außerdem als "Schädling, der verschwinden müsse", bezeichnet.
In einem Flugblatt aus dem Jahre 1935, gerichtet "An die Bevölkerung von Obernkirchen und Umgebung!", wurden er und seine Tochter Erna besonders heftig attackiert. Dort hieß es u. a.: "Moritz Schönfeld [ ...] ist wieder aus der Reserve hervorgetreten und benimmt sich so frech wie nie zuvor."
Am Morgen nach der Pogromnacht wurde er erneut in seiner Wohnung verhaftet. Nach Beschlagnahme seines Bargeldes wurde er ins KZ Buchenwald verschleppt.
Die SS-Schergen gingen mit ihm besonders rabiat um. Mit Handschellen wurde er von 6 Bewachern durch die Innenstadt getrieben und dann der Polizei übergeben. Die Einwohner, die dieses Spektakel am helllichten Tag beobachteten, sahen verstohlen weg oder stillschweigend zu.
Für ihn war nach der Rückkehr aus dem KZ Buchenwald klar, dass er und seine Frau Recha - wie bereits seine beiden Töchter mit ihren Männern und sein Sohn Alfred vorher - aus Deutschland fliehen mussten.
Es folgte der Zwangsverkauf seines Hauses. Die von der NS-Kreisleitung festgesetzte Summe von 22.500 RM deckte nicht einmal die Reisekosten nach Argentinien ab.
Bei der Erledigung der Einreiseformalitäten und durch die Übernahme eines Teils der Reisekosten halfen die bereits in Argentinien lebende Tochter Erna und ihr Mann Eduard Karlsberg.