Ernst Lion

Name:

Ernst Lion

Alternative Namen:

-

Geburtsdatum / -ort:

17.03.1912
in Obernkirchen

Wohnort:

Obernkirchen

Beruf

Textilkaufmann

Verwandschaftsverhältnisse:

Sohn von Karoline und Leopold Lion

Emigration am / nach:

22.05.1938
Neuseeland

Deportation am / nach:

-
- /

-

Anderes Schicksal:

-

Todesdatum: / Todesort:

-

Anmerkung:

Am 16.6.1933 in Obernkirchen gemeldet. 1938/39 Auswanderung der Familie Lion nach Neuseeland. Lichtbild (1939) in Akte StABü Dep. 29 Nr. 993

Quellennachweis:

StABü Dep. 29 Nr. 993 u. 995

Ernst Lion, Sohn von Leopold und Karola Lion, wurde 1912 in Obernkirchen geboren und wuchs hier auf. Da er das Textilkaufhaus "Elias Lion & Co." seines Vaters und dessen Bruders übernehmen sollte, lernte er von 1930 bis 1933 Textilkaufmann im Kaufhaus eines jüdischen Eigentümers in Detmold. 1933 kehrte er nach Obernkirchen zurück und arbeitete hier im Geschäft seines Vaters und Onkels.
Da Ernst Lion die zunehmenden Anfeindungen, Demütigungen und Schikanen von Menschen, die er früher mal für seine Freunde gehalten hatte, nicht ertragen konnte, entschloss er sich bereits 1935, so schnell wie möglich seine Heimatstadt und das nationalsozialistisch gewordene Deutsche Reich unabhängig von seiner Familie zu verlassen.
Er nahm zu diesem Zweck Kontakt zu seiner Tante Edith, die Schwester seiner Mutter, und ihrem Mann Louis Klein in Neuseeland auf. Diese waren schon 1933 in die Niederlande geflüchtet und von dort aus einige Jahre später nach Neuseeland ausgewandert. Sie hatten dort eine kleine Farm erworben. Von ihnen erfuhr er, dass Neuseeland nur an Einwanderern interessiert war, die etwas von Landwirtschaft verstanden. Daher absolvierte Ernst eine 2jährige landwirtschaftliche Ausbildung auf einem Gut in Ostpreußen. Danach kehrte er nach Obernkirchen zurück und nahm Mitte 1937 erneut Kontakt zum Ehepaar Klein auf. Sein Onkel Louis besorgte ihm die erforderliche Einreisegenehmigung und bürgte für ihn. Im Juni 1938 trat er - 26jährig - von Rotterdam aus die Ausreise per Schiff nach Neuseeland an. Dort arbeitete er zunächst auf der Farm seines Onkels, fand aber schon bald einen Arbeitsplatz in einer Schokoladenfabrik, wo er später Vorarbeiter wurde.
Ernst war in Neuseeland kurze Zeit verheiratet. Aus der Ehe ging ein Sohn, Steven Lion, hervor.
Auf Einladung der Stadt besuchte 1989 eine 7-köpfige jüdische Besuchergruppe Obernkirchen, davon 4 ehemalige Obernkirchner. Mit dabei war auch Ernst Lion, inzwischen 79 Jahre alt. Bei einem Empfang im Rathaus und der Begrüßung durch den Bürgermeister äußerte Ernst Lion im Namen der Besuchergruppe u. a.: "Die Wunden sind verheilt, aber die Narben bleiben!"
Ernst Lion starb 1997. 2014 besuchte sein nach wie vor in Neuseeland lebender Sohn Sven in Begleitung seiner Frau und seiner Schwägerin Obernkirchen, die Heimatstadt seines Vaters.