Anna Lion
Name:
Anna Lion
geb. Bloch
Alternative Namen:
-
Geburtsdatum / -ort:
24.02.1892
in Eldagsen
Wohnort:
Obernkirchen
Beruf
-
Verwandschaftsverhältnisse:
Ehefrau, später Witwe des Elias Lion in Obernkirchen
Emigration am / nach:
-
-
Deportation am / nach:
00.071942, Theresienstadt, Ghetto
- /
-
Anderes Schicksal:
-
Todesdatum: / Todesort:
03.05.1943, Theresienstadt, Ghetto
Anmerkung:
Todesdatum lt. Todeserklärung. Lichtbild (1937) in Akte StABü Dep. 29 Nr. 993. Auf Transportliste (Sollliste) Obernkirchen-Hannover Ahlem für den 28.3.1942 vermerkt, jedoch nicht abtransportiert und später mit Kreuz (verstorben?) gekennzeichnet.
Quellennachweis:
StABü Dep. 29 Nr. 993 u. 995; L 4 Nr. 12364; H 44 Nr. 89; H 121 a Nr. 16
Die Eheleute Elias, geb. 1878 in Obernkirchen, und Anna Lion, geb. Bloch, 1882 zur Welt gekommen in Eldagsen bei Springe, bewohnten eine Mietwohnung im heutigen Haus Lange Straße 22. Aus der Ehe gingen die Töchter Ruth (Jg. 1919) und Edith (Jg. 1920) hervor. Seit Mitte 1939 wohnte in der Wohnung auch Annas Mutter, Johanna Bloch (Jg. 1859).
Elias führte zusammen mit seinem jüngeren Bruder Leopold in 3. Generation das Textilkaufhaus "Elias Lion und Co.“.
Beide waren angesehene Geschäftsleute und Bürger, die sich auch am gesellschaftlichen Leben beteiligten. Elias nahm als Freiwilliger am 1. Weltkrieg teil. Nach Kriegsende übernahm er auch Ehrenämter in der Stadt innerhalb der jüdischen Gemeinde, 1930 als Vorsitzender des örtlichen Handels- und Wirtschaftsvereins sowie in gleicher Funktion im Ortsverein des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten.
Am 10.11.1938 wurde auch Elias Lion in das KZ Buchenwald verbracht.
Anders als sein Bruder Leopold, konnte sich Elias nach Rückkehr aus dem KZ Buchenwald nicht zur Flucht mit seiner Familie aus dem Deutschen Reich entschließen, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass ihm als Freiwilligem des 1. Weltkriegs noch Schlimmeres passieren könnte. Als er diesen Irrtum einsah, war es zu spät.
1939 mussten Elias und seine Familie auf Anordnung des NS-Bürgermeisters Herzog ihre Wohnung zugunsten „arischer Volksgenossen“ räumen und ins „Judenhaus" – die ehemalige Synagoge Obernkirchens - umziehen. Nur das Allernötigste durften sie mitnehmen. Der übrige Hausrat einschließlich Bekleidung wurde von der NS-Volkswohlfahrt abgeholt. Die Sachen sollte eigentlich „Ausgebombten" zur Verfügung gestellt werden, tatsächlich haben sich daran aber auch Nazi-Obere aus Obernkirchen bereichert. Da die in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. 11. 1938 zerstörten Türen und Fenster der Synagogen nur mit Bretterverschlag abgedichtet werden konnten, war es in den Räumen zugig und kalt. Die inzwischen 81-jährige Johanna Bloch starb daher bereits im April 1940 an den Folgen einer Lungenentzündung. Eine für Januar 1942 geplante Deportation aller Juden im „Judenhaus“ wurde aus unbekannten Gründen nicht realisiert. Elias und Anna Lion sowie ihre beiden Töchter Ruth und Edith wurden dann am 28. 3. 1942 zur zentralen Sammelstelle in Ahlem verbracht. Sie mussten sich endgültig von der transportunfähigen Mutter und Oma "Fanny" verabschieden. Der Aufenthalt in Ahlem zog sich ungewöhnlich in die Länge. Ende Mai 1942 erlitt der inzwischen körperlich und seelisch schwerkranke Elias in der zentralen Sammelstelle einen Schlaganfall und wurde zum Sterben zurück ins "Judenhaus" nach Obernkirchen transportiert. Dort verstarb er am 01. 06. 1942.
Da der Jüdische Friedhof in Obernkirchen Mitte 1939 geschlossen worden war, wurde Elias mit Pferd und Wagen zum jüdischen Friedhof nach Rinteln gebracht.
Die Witwe Anna Lion und die beiden Töchter Ruth und Edith wurden am 28. 07. 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort verstarb Anna im Mai 1943 an den Folgen einer Typhus-Epidemie.