Lucie Stern

Name:

Lucie Stern
geb. Doctor

Alternative Namen:

Lea

Geburtsdatum / -ort:

29.08.1901
in Bruchsal

Wohnort:

Obernkirchen

Beruf

-

Verwandschaftsverhältnisse:

Ehefrau des Bendix Stern

Emigration am / nach:

-
-

Deportation am / nach:

23.07.1942, Theresienstadt, Ghetto
- /

-

Anderes Schicksal:

-

Todesdatum: / Todesort:

06.04.1943, Theresienstadt, Ghetto

Anmerkung:

In Theresienstadt verschollen; Todesdatum lt. Todeserklärung. 1939 Auswanderung nach Bolivien geplant. Lichtbild (1939) in Akte StABü Dep. 29 Nr. 993. Deportation gemeinsam mit ihrem Mann Benno Stern und dessenMutter Rosa Steinberg. Auf Transportliste (Sollliste) Obernkirchen-Hannover Ahlem für den 28.3.1942 vermerkt und mit Kreuz (verstorben?) gekennzeichnet. Nach Angabe v. 8.1.1963 am 20.7.1942 nach Tehersienstadt deportiert.

Quellennachweis:

StABü 121 a Nr. 56; H 44 Nr. 128; Dep. 29 Nr. 993 u. 995

Benno und Lucie Stern

Bendix (gen. Benno) Stern wurde 1883 in Obernkirchen geboren und wuchs hier auch auf. Er war verheiratet mit Lucie, geb. Doctor, Jg. 1901, aus Bruchsal, dem heutigen Baden-Württemberg. Sie hatten eine Tochter, Hannelore, geb. 1929 in Hannover.
Benno führte das von seinem Vater Leopold Stern gegründete Textilgeschäft an der heutigen Neumarktstraße Nr. 23 fort. Lucie half ihm dabei.
Am 11. November 1938 drangen SS-Angehörige aus Hameln in das Geschäft und in die Wohnung ein, beschlagnahmten das vorgefundene Bargeld und brachten ihn und seinen im selben Haus wohnenden Schwager Jacob Steinberg als „Schutzhäftlinge“ für eine Nacht ins Polizeigefängnis Obernkirchen. Insgesamt 11 jüdischen männlichen Personen aus Oberkirchen, überwiegend Geschäftsleute, erging es ebenso. Sie wurden am nächsten Tag als „Aktionsjuden“ einer Sammelstelle in Hannover zugeführt und von dort aus mit der Reichsbahn ins KZ Buchenwald verschleppt. Landesweit ließen die Nationalsozialisten in dieser Zeit 25.000 bis 30.000 jüdische Männer verhaften und in Konzentrationslager verbringen, um den Ausreisedruck zu erhöhen.
Nach der Entlassung aus dem KZ war für Benno Stern klar, dass nur durch eine unverzügliche Flucht aus dem Deutschen Reich Schlimmeres für ihn und seine Angehörigen vermieden werden konnte. Zusammen mit seinem Schwager Jakob Steinberg gelang es ihm, eine Einreiseerlaubnis nach Bolivien zu erhalten.  
Zur Finanzierung der Ausreise musste Benno Stern sein Haus verkaufen. Erwerber zu einem „Schnäppchenpreis“ war der örtliche SS-Scharführer und Zahnarzt Dr. Schulze-Noelle, der in der Pogromnacht als Anführer der Obernkirchner SS-Männer im Raum Beckedorf, Sachsenhagen und Rodenberg sein Unwesen getrieben hatte. Dieser drängte darauf, dass die Familien Stern und Steinberg ihr Haus unverzüglich räumten und als erste Obernkirchner Juden in das "Judenhaus“, die frühere Synagoge, einquartiert wurden.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges am 1. 9. 1939 wurden Ausreisen aus dem Deutschen Reich für Deutsche jüdischen Glaubens immer schwieriger. Die Familien Stern und Steinberg schafften es tragischer Weise nicht mehr, eine Passage nach Bolivien zu buchen. Damit war die Hoffnung auf Flucht für sie geplatzt.
Am 20. 7. 1942 wurde die Familie Benno Stein aus dem "Judenhaus" abtransportiert und am 23. 7. über die zentrale Sammelstelle in Hannover-Ahlem in das KZ Theresienstadt deportiert. Hier verstarb Lucie Stern im Mai 1943 an Typhus.
Benno Stern wurde 1944 von dort in das Vernichtungslage Auschwitz verschleppt. Dort verlieren sich seine Spuren. Er wurde dort aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ermordet.