Leopold Lion

Name:

Leopold Lion

Alternative Namen:

-

Geburtsdatum / -ort:

08.01.1880
in Obernkirchen

Wohnort:

Obernkirchen

Beruf

Kaufmann; Inhaber der im Nov. 1938 geschlossenen Fa. E. Lion & Co in Obernkirchen (mit Elias Lion)

Verwandschaftsverhältnisse:

Ehemann der Karola Lion in Obernkirchen

Emigration am / nach:

18.05.1939
Honua, New Zealand

Deportation am / nach:

11.11.1938, Buchenwald
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Anderes Schicksal:

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Todesdatum: / Todesort:

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Anmerkung:

Am 16.6.1933 in Obernkirchen gemeldet. Galt 1943 als "vor Jahren nach Neuseeland ausgewandert". Wohnhaus in Obernkirchen 1943 vom Reich eingezogen. Lichtbild (1939) in Akte StABü Dep. 29 Nr. 993

Quellennachweis:

StABü H 44 Nr. 89 u. 128; Dep. 29 Nr. 993 u. 995

Leopold Lion, geb. 1880, und seine Frau Karola, geb. Adler, Jg. 1891, wohnten seit ihrer Eheschließung im Jahr 1911 im heutigen Haus Kirchplatz 2. Sie hatten zwei Kinder: Sohn Ernst, geb. 1912, und Tochter Ursula (gen. Ulla), geb. 1920. Geburtsort war für alle vier Obernkirchen.
Leopold führte zusammen mit seinem älteren Bruder Elias Lion in 3. Generation das renommierte Textilkaufhaus "Elias Lion und Co." an der damaligen Adolf-Hitler-Straße (heute Friedrich-Ebert-Straße). Der Firmenname ging auf den Großvater zurück.
Die Familien beider Brüder waren in Obernkirchen verwurzelt: Leopold war u. a. Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr und nahm freiwillig als Frontsoldat am 1. Weltkrieg teil. Er übernahm außerdem eine Reihe von Ehrenämtern, u. a. seit 1923 das Amt des Vorstehers der Jüdischen Gemeinde von Obernkirchen und Umgebung.  
Mit großem kaufmännischem Geschick führten die Brüder Lion ihr Kaufhaus durch die Wirren der Weimarer Zeit. Mit dem reichsweiten Boykottaufruf gegen jüdische Geschäfte vom 01. 04. 1933 wurde die wirtschaftliche Situation für die Lions immer schwieriger. Die trotz des Aufrufs verbliebenen Kunden wurden mit einem von Unbekannten verbreiteten Pamphlet "An die Bevölkerung von Obernkirchen und Umgebung" angefeindet: "Schämen die sich nicht, die der Firma Elias Lion & Co. täglich ihre Groschen ins Haus tragen und damit den Kampf der Gegenseite gegen das deutsche Volk stärken? … "Hinweg mit der Judenpest!".
Neben den alltäglichen Anfeindungen warfen 1935 stadtbekannte Nazis ein Schaufenster des Kaufhauses ein. Den von der Polizei ermittelten Tätern passierte "mangels Beweisen" nichts. In der Pogromnacht vom 09. auf den 10.11.1938, als ein wütender Mob von SS-Schergen aus Hameln durch Obernkirchen zog, wurde ein weiteres Mal ein Schaufenster des Kaufhauses zertrümmert und die Auslagen von der NS-Volkswohlfahrt weggefahren.
Aber es kam noch schlimmer:  Leopold und 9 oder 10 weitere jüdische Männer aus Obernkirchen - vorwiegend Geschäftsleute, darunter sein Bruder Elias - wurden im Rahmen einer deutschlandweiten Aktion verhaftet und am nächsten Tag dem KZ Buchenwald zugeführt. Damit wollte man den Ausreisedruck auf Juden erhöhen.
Für Leopold Lion stand spätesten nach diesem Nazi-Terror fest, Deutschland so schnell wie möglich zu verlassen, um sich und seine Familie vor noch Schlimmerem zu bewahren.
Zur Finanzierung der Flucht beschleunigten Leopold und sein Bruder Elias, der sich nicht zur Flucht durchringen konnte, den ohnehin nicht abwendbaren Verkauf ihres Kaufhauses. Familie Leopold Lion einschließlich der Mutter von Ehefrau Karola, Betty Adler, fanden 1939 Aufnahme in Neuseeland. Sohn Ernst war bereits im Juni 1938 dorthin geflüchtet.