Hermann Philippsohn

Name:

Hermann Philippsohn

Alternative Namen:

-

Geburtsdatum / -ort:

04.10.1862
in Obernkirchen

Wohnort:

Stadthagen

Beruf

Pferdehändler

Verwandschaftsverhältnisse:

Ehemann von Flora Ph. Geb. Gift, Vater des Julius Philippsohn

Emigration am / nach:

-
-

Deportation am / nach:

-
- /

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Anderes Schicksal:

-

Todesdatum: / Todesort:

27.08.1941, Stadthagen

Anmerkung:

Lebt im Feb. 1940 noch mit Ehefrau Flora in Stadthagen. 1937 zur Synagogengemeinde Stadthagen gehörig

Quellennachweis:

StABü L 102 b Nr. 1722; L 4 Nr. 7902

Flora und Hermann Philippsohn

Hermann Philippsohn wurde am 4. Oktober 1862 in Obernkirchen geboren, Flora Gift am 28. Januar 1868 als Kind Jacob und Anna Gifts in New York. Flora und Hermann heirateten am 28. Januar 1893 in Nürnberg. Ihre beiden Kinder, Bernhard Philippsohn und Julius Philippsohn, kamen 1895 bzw. 1897 zur Welt. Beide wurden Ärzte. Bernhard Philippsohn verstarb bereits 1931. Julius Philippsohn hingegen praktizierte nach Erhalt seiner Approbation ab Januar 1923 in Ronnenberg bei Hannover, wo er mit seiner Ehefrau Marie, einer Nicht-Jüdin, und ihrem gemeinsamen Sohn Gerd lebte.
Von 1914 bis 1919 wohnte das Ehepaar Hermann und Flora Philippsohn in Eisenach. Danach zog das Paar nach Stadthagen und bewohnte in der Obernstraße 17 eine großzügige Mietwohnung. Hermann Philippsohn arbeitete in Stadthagen als Pferdehändler.
Er und seine Frau waren wie alle Juden im NS-Staat gezwungen, ihren Vornamen die Namen Israel bzw. Sara hinzufügen und mussten die Verhaftung ihres Sohnes Julius am 10. November 1938 miterleben.
Hermann und Flora, beide bereits hoch betagt, mussten 1939 in die Obernstraße 26 umziehen, da nach dem Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden vom April 1939 Juden und „Arier” nicht mehr zusammen in einem Haus leben sollten. Mietverhältnisse mit Juden konnten sofort gekündigt werden. Philippsohns mussten deshalb aus ihrer alten Wohnung im Haus Fritz Gregors aus- und in das Haus Obernstraße 26, das dem Juden Adolf Goldschmidt gehörte, einziehen. Hier lebte das Ehepaar bis zum Tod Hermanns am 27. August 1941. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Stadthagen beigesetzt.
Flora wurde nach dem Tod ihres Mannes in ein Zimmer im „Judenhaus” Am Markt 6 einquartiert. Ihr Enkel Gerd und ihre Schwiegertochter besuchten sie mehrfach. Ihr Sohn Julius war bereits während des Novemberpogroms 1938 verhaftet und in das KZ Buchenwald verbracht worden, wo er misshandelt wurde. Gleich nach seiner Entlassung emigrierte er in die Schweiz. Seine Familie musste er zurücklassen.
Zusammen mit John Wolf und anderen Stadthägern wurde Flora Philippsohn am 28. Juli 1942 in das KZ Theresienstadt, ein von den Nazis geplantes „Altersghetto”, deportiert. Vor dem Termin der Deportation hatte sie einen „Heimeinkaufsvertrag“ mit der von der Gestapo kontrollierten „Reichsvereinigung der Juden” abschließen müssen. Für die Überlassung eines Großteils ihres Vermögens wurde ihr die „lebenslange, kostenlose Versorgung und Unterbringung in Theresienstadt“ zugesichert. Doch dort erwartete die Juden eine völlig unzureichende Unterbringungs- und Versorgungslage. Flora Philippsohn starb am 23. Juli 1943 in Theresienstadt, wie John Wolf den Angehörigen in Ronnenberg auf einer Postkarte mitteilte.
Ihr Sohn Julius überlebte die Verfolgung in der Schweiz und später in Frankreich nur knapp. Er flüchtete 1942 aus einem Konzentrationslager in Frankreich, hielt sich bis Kriegsende versteckt und schloss sich der Resistance an. Nach dem Krieg wohnte er in Wien, wo er 1970 starb.